Gedanken zum Thema Raum und Produktivität

Wie verstehen wir RAUM?

Ich möchte zuerst ein paar Gedanken dazu äussern, wie wir bei espacio RAUM verstehen. Hier ist einerseits der architektonische Raum gemeint, im Sinne eines Gebäudes, eines Raumes mit Wänden, aber auch im Sinne eines Ortes ohne Wände, wie zum Beispiel einem Stuhl oder Teppich. Raum wird dann sichtbar und fühlbar wenn es Grenzen gibt, welche aber nicht zwangsweise aus Wänden bestehen müssen. Raum lässt sich also in kleinste Teile zerlegen und bearbeiten.

 

Wir inkludieren in das Thema Raum auch alle Dinge, welche sich darin befinden und die räumliche Struktur und die fühlbare „Stimmung“ repräsentieren und beeinflussen. So denken wir zum Beispiel die Einrichtung, das Licht, bis hin zur Luft mit. Viele Details werden im Bezug auf den Raum oft übersehen und könnten doch als Ressource genutzt werden, bzw. sind kontraproduktiv.

 

„Wie die Räume ohne den Menschen aussehen ist unwichtig, wichtig ist nur, wie die Menschen darin aussehen.“ Taut

 

Beispielsweise werden über die Strukturierung von Räumen Hierarchien innerhalb von Unternehmen unbewusst wahrgenommen. So läßt sich beobachten, das jene, welche in der Hierarchie am höchsten stehen, auch das größte Büro haben, meist auch das größte Fenster, am meisten Licht und Privatsphäre, während jene, die in der Hierarchie am unteren Ende stehen, oft in Großraumbüros arbeiten, mit wenigen Fenstern und der zugewiesene Raum ist meist auf den Schreibtisch begrenzt.

Weiters ist das Thema der Wegeführung ein interessanter Aspekt, Menschen aus verschiedenen Abteilungen scheinbar unbewusst zusammenzuführen. Durch die richtige Planung von Wegen und Gängen läßt sich ein zwangloser Austausch herstellen, welcher das Wir-Gefühl stärkt sowie neuen Input und Perspektiven schafft.

Wenn wir bei espacio von Raum sprechen, meinen wir aber auch Zeiträume, welche z.B. durch Deadlines begrenzt werden oder Freiräume, welche durch Hierarchien, Unternehmenskulturen, Regeln, Denkmuster, Wertvorstellungen etc. begrenzt werden.

Wir möchten also auch Raumkomponenten andenken, welche zwar fühlbar, aber oft nicht direkt messbar sind, sondern durch sekundäre Variablen sichtbar gemacht werden müssen.

 

Steigerung von Produktivität, Motivation, Gesundheit und Kreativität durch Wellbeing

Menschen streben bewusst und unbewusst ein sogenanntes Wellbeing an, dies bedeutet Handlungen werden danach gesetzt, ob diese ein hohes Maß an Wellbeing versprechen. Wellbeing beeinflusst die Gesundheit und die Produktivität des Menschen enorm. Es bedeutet eine Reflektion des Individuums im Bezug zu seiner Umwelt und bedeutet eine Befriedigung nicht nur der physischen Bedürfnisse, sondern auch sozialer, moralischer, ästethischer und motivationaler Bedürfnisse. Die Soziologie spricht hier auch von Resonanz. Bedürfnisse sind jedoch nicht bei Jedem im gleichen Maß verankert sondern entstehen aus einer Veranlagung heraus aber auch aus gesellschaftlichen Maßstäben, Werten und Möglichkeiten, welche sich im Laufe der Zeit verändern. Weiters ist das Verständnis für das eigene Wellbeing vom sozialen Hintergrund abhängig und so kulurell beeinflusst. Aus diesen Gründen ist für Wellbeing ein hohes Maß an Handlungsspielraum nötig.

 

„Architecture brings the world into a most intimate contact with the body“  Clements- Croome

 

Diese Bedürfnisse des Wellbeing können sich auch gegenseitig im Wege stehen und so ist es immer ein abwiegen, welches Bedürfnis gerade am größten ist. Zum Beispiel steht das Bedürfnis des Schlafens, dem des Essens oder des Arbeitens im Wege, wenn sie zur selben Zeit auftreten. Es werden also bewusst und unbewusst jeden Moment neue Prioritäten vergeben, aus denen dann eine Entscheidung zum Handeln entsteht. Kann ein hohes Maß an Wellbeing erreicht werden lassen sich Krankenstände, Fluktuation etc. minimieren und Produktivität, Motivation, Gesundheit und Kreativität steigern.

 

Was hat Wellbeing mit RAUM zu tun?

Nun unsere Bedürfnisse wollen gestillt werden um einen gewisssen Grad an Wellbeing zu erreichen. Gemeinsam mit dem Thema Unternehmenskultur ist es durch Raum möglich Gefühle zu erwecken und so das Wellbeing zu steigern. Gefühle entstehen über die Informationen, welche uns unsere Sinne liefern, daher ist es wichtig, sich auch in der Gestaltung von Arbeitsräumen über bestimmte Fragestellungen Gedanken zu machen. Man kennt dies wahrscheinlich aus dem Bereich des Wohnens und der Produktpräsentation. Zum Beispiel wird in Supermärkten das Thema Raum in Beziehung zum Mensch bzw. auch der Mensch in Beziehung zum Raum schon lange genutzt. Hier ist klar, dass der Mensch von räumlichen Gegebenheiten beeinflusst wird und darauf reagiert – räumliche Gegebenheiten funktionieren als Trigger. Nun möchte man in verschiedenen Bereichen ganz bestimmte Reaktionen erzielen und versucht den Raum an sich bis hin zum Regal im Supermarkt, die Wege bis zur Kasse oder auch das Wohnzimmer zu Hause ganz bewusst so zu gestalten, dass bestimmte Gefühle erzeugt werden. Zu Hause möchten wir uns zum Beispiel ausruhen, uns sicher und geborgen fühlen, daher werden Materialien und Beleutung gewählt die diese Bedürfnisse ansprechen.

Architektur bzw. Raum auch im Sinne von Allem, was sich in einem Raum befindet, ist also mit unseren Sinnen verbunden und es entsteht eine Art Kommunikation zwischen dem Raum uns dem menschlichen Körper. Vieles bleibt unserem Bewusstsein allerdings verborgen. Räume sollten daher möglichst viele unserer Sinne positiv ansprechen, man spricht hier auch von einem multisensorischen Erlebnis.

 

„Buildings are the architecture of space, music is the arcitecture of time“ Common sense;-)

 

Schon seit der Renaissance werden die Sinne im Bezug auf Raum und die Elemente erforscht. Es wurde eine Hierarchie der Sinne entwickelt, vom „höchsten“ aller Sinne, dem Sehsinn, bis hin zum niedrigsten, dem Tastsinn der Haut. Nach diesen Forschungen sind die Sinne wie folgt mit den Elementen verbunden:

 

 

Die Grafiken zeigen Assoziationen zu den Sinnen und Ansätze diese im Raum umzusetzen. In erster Linie soll hier aber ein Ausgangspunkt gesetzt und weitere Fragestellungen angeregt werden. Die Hierarchie zeigt, dass durch den Seh- und den Gehörsinn, die meiste Information aufgenommen wird. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die anderen Sinne nicht angesprochen werden sollten, denn es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen ihnen. Zum Beispiel darf man beim Essen die Macht des Geruchssinns im Bezug auf den Geschmackssinn nicht unterschätzen und ein kleiner Hauch eines angenehmen Duftes kann uns kurz die Augen schlissen lassen, was zur Entspannung führt. Es lassen sich unendlich viele Beispiele finden, wie schon kleinste Details der physischen und nicht- physischen Raumgestaltung unsere Sinne ansprechen und so unser Wellbeing und unser gesamtes Handeln beeinflussen. Dies zeigt uns, dass Räume, vor allem Arbeitsräume, nicht als seelenlose Orte, sondern nach einer Art „Weisheit des Körpers“ gestaltet werden sollten.

 

„The body knows and remembers“ Clements- Croome

 

Für uns bei espacio ist das Schaffen von Arbeitsräumen ein kreativer Prozess, welcher damit beginnt, zu definieren, welche Gefühle erzeugt und welche Stimmungen kommuniziert werden sollen. Design ist ein innovatives, kreatives und interdisziplinäres Instrument, welches auf die Bedürfnisse der Menschen/ Nutzer eingehen soll und kann dazu genutzt werden neue Arten von Arbeitsumgebungen zu schaffen.

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